Testbericht Garmin-GPSMap62s und Etrex30

Vergleich der Garmin-Navigationsgeräte GPSMap60Cx mit GPSMap62s, Feststellungen zum ETREX30

Nachdem ich viele Jahre meine Mountainbiketouren und Wanderungen mit Hilfe der GPS-Unterstützung des Garmin GPSMap60Cx unternommen habe, entschloss ich mich nun, auf ein Nachfolgemodell von Garmin umzusteigen. Dies wollte ich jedoch nicht ohne einen ausgiebigen Test der für mich in Frage kommenden Geräte vornehmen.
Hierzu habe ich mir den von Garmin angegebenen Nachfolger für das GPSMap60, das GPSMap62s sowie das ETREX30 ausgesucht.
(mittlerweile ist der Nachfolger für das 62s das GPSMap64s (Amazon)  ).

Meine persönlichen Gegebenheiten und Bedingungen für die Offroad-Navigation:
Ich plane meine Wanderungen und MTB-Touren mit Hilfe meiner hier veröffentlichten Routenplaner und übertrage die erstellten GPX-Dateien auf das Navigationsgerät. Das Handling hierzu soll einfach sein. Eine Routingfähigkeit des Navigationsgerätes benötige ich aus diesem Grund nicht unbedingt, sie ist jedoch sehr hilfreich, wenn Teilstrecken der geplanten Route nicht den praktischen Gegebenheiten entsprechen, sodass man während der Tour besser befahrbare/wanderbare Teilstrecken suchen muss. Das Routing mit der routingfähigen Karte Topo Deutschland V6 erleichert hier deutlich, wichtig: richtiges Routingprofil einstellen. Je nach Eigenschaft der gerade befahrenen Wege stelle ich "Tourradfahren" oder "Mountainbiking" ein.
Das Nachfahren der geplanten Strecke sollte sich jedoch nicht nur auf das Verfolgen einer "Krümelspur" auf dem Display beschränken, sondern auch sofort sinnvolle Informationen liefern.

Wesentliche, persönliche Anforderungen an ein Offroad-Navigationsgerät:
a) gut ablesbares Display
b) hochempfindlicher GPS-Empfänger
c) Anzeige der Restkilometer bis zum Ziel
d) ein Richtungszeiger, der sofort anzeigt, falls man sich nicht mehr auf dem richtigen Trackbereich bewegt (z.B. Track überkreuzt und man biegt auf falschen Streckenteil ab)
e) Anzeige der aktuell noch zu bewältigenden Steigung(en) (nach dem Motto "das schaffst Du noch"   :-)  , bei schlechter Kondition manchmal auch demotivierend  :-((  , dann eben nicht anschauen.
f ) Anzeige der (auch während der Strecke) gefahrenen Höhenmeter
g) Puls anzeigen und im Track abspeichern
h) zuverlässiges, genaues Abspeichern der absolvierten Strecke in einer GPX-Datei zur späteren Auswertung

Testbedingungen:
Die Tests habe ich mit dem Mountainbike in sehr abwechslungsreichem Gelände (Feld, Wald, Hügel, teilweise starke Steigungen, teilweise sehr dichter Wald) vorgenommen, insbesondere um den jeweiligen GPS-Empfang und die Aufzeichnungsgenauigkeit der Geräte zu prüfen.

Testergebnisse:
Bei der Dokumentation der Testergebnisse möchte ich nur die für mich wichtigen Kernpunkte zur GPS-Navigation herausstellen. Bedienungsdetails zu den einzelnen Geräten können aus den herunterladbaren Handbüchern von Garmin entnommen werden. Die Aussagen sind subjektiv, entsprechen meiner persönlichen Meinung und meinen individuellen Anforderungen.

Generelle Feststellungen:
Gegenüber dem Altgerät GPSMap60 ist beim Nachfolger GPSMap62s das Handling zum Überspielen von Tracks und Nachfahren von Tracks deutlich verbessert/vereinfacht worden.
Gut gefällt mir die richtige Anzeige der bis zum aktuellen Zeitpunkt geleisteten Höhenmeter sowie die Profilanzeige der aktuell zu bewältigenden Steigung. Auch das schnelle Umschalten der Kartenansicht (Fahrtrichtung eingestellt) bei einem Richtungswechsel ist gut gelöst. Die Ablesbarkeit des Displays bei schwierigeren Lichtverhältnissen wurde verbessert dank größerem Positionsanzeiger und dickerer Tracklinie. Ggfs. kann die Displaybeleuchtung dauerhaft eingestellt werden, dann gibt es keinerlei Sichtprobleme. 

Ein wichtiges Thema ist die Empfindlichkeit des GPS-Empfängers als auch die Aufzeichnungsgenauigkeit der Tracks.
Im Gegensatz zum Altgerät erhalte ich mit dem GPSMap62s auch im Zimmer im fensternahen Bereich noch GPS-Signale, was auf einen empfindlicheren Empfang schliessen lässt, In der Praxis spürte ich diesbezüglich keinen Unterschied, auch im dichtesten Wald hatte ich bei beiden Geräten keine GPS-Signal-Ausfälle.
Bezüglich der Aufzeichnungsgenauigkeit und Speicherung eines Tracks in einer GPX-Datei liest man in etlichen Rezessionen bei Amazon, dass das GPSMap60 gegenüber dem GPSMap62s wesentlich genauer aufzeichnen würde. Diese Feststellung kann ich in dieser Deutlichkeit nicht nachvollziehen und auch nicht bestätigen.

Bei all meinen Tests hatte ich die 3 Garmin-Geräte GPSMap60, GpsMap62s und Etrex30 mitgeführt. Die aufgezeichneten Tracks habe ich übereinander gelegt auf die Karten der Landesvermessungsämter (Maßstab 1:25.000), sodass ein genaues Abbild von den Abweichungen zum eingezeichneten Weg auf der Karte sichtbar war.
Grundsätzlich gilt bei allen 3 Geräten, dass im Gelände unter freiem Himmel keinerlei Abweichungen zur gefahrenen Strecke erkennbar waren, die Tracks lagen exakt übereinander.
Insbesondere im dichten Wald entstanden bei jedem Gerät teilweise geringe oder seltener auch stärkere Abweichungen (bei jedem Gerät an anderenStellen!) in Form eines Parallelverlaufes des Tracks zum eigentlichen Weg. Insoweit kann ich diesbezüglich feststellen, dass alle 3 Geräte hier gleich gut bzw. gleich schlecht waren. Kein Gerät hat sich gegenüber dem Anderen in diesem Bereich besonders hervorgetan, weder positiv noch negativ. Insgesamt kann man sagen, dass sich die Abweichungen in einem Bereich bewegen, die ein problemloses Nachfahren des Tracks erlauben. Auch die spätere Dokumentation des Tracks mittels GPX-Viewer zeigt keine wesentlichen Verschiebungen, sodass ich aus meiner persönlichen Sicht mit diesen Unzulänglichkeiten "gut leben" kann. Wer es in diesen Fällen dennoch exakt genau möchte, wird dies nur mit extrem teueren, hochprofessionellen und für den Hobbybereich überdimensionierten Geräten realisieren können.

Einen deutlich negativen Punkt habe ich aber dennoch gefunden, dies betrifft die Halterung am Fahrradlenker: im Gegensatz zu der stabilen Befestigungsmöglichkeit des Altgerätes GPSMap60 (fest verschraubte Schelle am Lenker) muss das GPSMap62s mit Kabelbinder !! an dem Lenkrad festgezurrt werden. Ein Verdrehen der gesamten Befestigung mit der Hand ist dadurch möglich.
Eine schöne Sonntags-Radtour auf guten Wegen wird diese Befestigung sicherlich aushalten, ob dies auf Dauer einem immer wieder vorkommenden, holprigen Ritt mit dem MTB standhält, wage ich zu bezweifeln.
Hier ist m.E. Nachbesserungsbedarf seitens Garmin notwendig.

Nachfolgend die Detailergebnisse meines Tests in Tabellenform, bezogen auf den Vergleich zwischen dem Altgerät GPSMap60 und seinem Nachfolger GPSMap62s:


Vorgang GPSMap62s GPSMap60Cx 62er 60er
Anschluss an USB-Port des PCs einfach anschließen, Gerät wird sofort erkannt und erscheint mit "Garmin GPSMap62s" als Laufwerk im Explorer des PC's Unter WIN7 oder WIN10 wird das Gerät ebenfalls automatisch erkannt + +
Hochladen von GPX-Tracks Einfach mit dem Explorer in den 62er Geräte-Ordner Garmin/GPX kopieren Mit Hilfe der kostenlosen Garmin-Software BaseCamp ++ +
Herunterladen von aufgezeichneten Tracks Aktuellen Track mit dem Trackmanager abspeichern.
Mit dem Explorer aus dem Ordner Garmin/GPX in einen PC-Ordner kopieren
Gerät in Massenspeichermodus versetzen (Einstellungen/Schnittstelle), dann mit dem Explorer die GPX-Datei auf den PC kopieren. ++ +
Navigation anhand hochgeladenem GPX-Track

Anforderung:
Nicht nur einer Krümelspur nachfahren, sondern sofort wichtige Infos erhalten:

Anzeige der Rest-km bis zum Ziel

Richtungs-Zeiger,
hilft, falls man vom Track abkommt oder diesen beim Überkreuzen falsch befährt.

Dazu Felder
„Distanz zum Ziel“
und
„Zeiger“
im Kartenfenster anzeigen lassen
Track mit Hilfe des Trackmanagers in der Karte anzeigen,
GO, das war’s.
Track kann bis 10.000 Punkte enthalten!
Track darf max. 500 Punkte beinhalten!
Unter Umständen ist ggfs. eine Verdichtung des Tracks mit einem PC-Programm notwendig. Nun Track auf der Karte sichtbar machen.
Der Track kann jetzt nachgefahren werden, jedoch ohne Anzeige der jeweiligen Restkilometer.

Möchte man dies haben, sind folgende Schritte notwendig:
Es muss eine Route (max. 250 Punkte) anstatt eines Tracks hochgeladen werden (mit Garmin BaseCamp). Anschließend wird die Navigation über diese Route gestartet.
++ +
Empfangs-Empfindlichkeit GPS Hält einwandfrei die GPS-Verbindung, keine Aussetzer, auch nicht unter dichtestem Laubdach.

Sehr gut:
schnelles Umschalten der Kartenansicht bei Richtungswechsel
(schnellerer Prozessor )
Hält einwandfrei die GPS-Verbindung, keine Aussetzer, auch nicht unter dichtestem Laubdach ++ ++
Genauigkeit der Trackaufzeichnung
freier Himmel: einwandfrei

Im dichten Wald sind Abweichungen möglich, jedoch keinerlei Aussetzer

Ein Parallel-Test beider Geräte ergab bei jedem Gerät an anderen Stellen leichte, selten stärkere Abweichungen parallel zum Weg im dichten Wald

In Ruhestellung des 62er springen die aufgezeichneten Punkte weiter auseinander als beim 60er, liegt anscheinend an der höheren Empfindlichkeit, bei Bewegung hat dies keinen Einfluss, da die Software überflüssige Punkte ignoriert.
Allerdings kann bei längere Ruhepausen (bei eingeschaltetem Gerät) durch das Umherspringen der Punkte die bewältigte Streckenlänge verfälscht werden.
freier Himmel: einwandfrei

Im dichten Wald sind Abweichungen möglich, jedoch keinerlei Aussetzer

Die in etlichen Rezessionen behauptete bessere Genauigkeit des 60er gegenüber dem 62er kann ich teilweise feststellen, wobei sowohl der 60er als auch der 62er im dichten Wald an manchen Stellen Ungenauigkeiten hatten.

Ich habe die Tracks übereinander gelegt auf den Karten der Landesvermessungsämter 1:25.000
Dies ermöglichte einen neutralen Vergleich.

Das Umherspringen der Punkte in Ruhestellung des Gerätes ist hier nicht so deutlich ausgeprägt, führt aber zu dem gleichen Ergebnis.
+ ++
Display:
Anzeigekomfort bei ausgeschalteter Displaybeleuchtung.
(nach 15 Sek. Aus)

Schaltet man die Displaybeleuchtung dauerhaft ein, z.B. bei Mountainbiking, ist bei beiden Geräten eine deutlich verbesserte Anzeige vorhanden.
Achtung jedoch wegen Stromverbrauch.
Fahren ohne dauerhafte Displaybeleuchtung:

Das Display ist in den meisten Fällen gut bis sehr gut ablesbar. Bei Gegenlicht im Freien und einigen Beleuchtungsverhältnissen im dichten Wald ist auch noch eine akzeptable Ablesemöglichkeit gegeben.

Gerade in diesen Fällen bewährt sich der größere Positionsanzeiger und die dickere Tracklinie auf der Karte. Bei größerer Zoomstufe
gibt es auch bei schwierigeren Lichtverhältnissen kaum Probleme.
Fahren ohne dauerhafte Displaybeleuchtung:

Das Gleiche gilt für das 60er.

Bei schwierigeren Lichtverhältnissen ist das Ablesen jedoch nicht ganz so gut wie beim 62er
++ +
Routingfunktionalität Mit der Topo Deutschland V6 ist Routing möglich, ich nutze dies jedoch nur, falls während der Tour aufgrund nicht befahrbarer Teilstrecke neue Wege gesucht werden müssen. Wichtig: auf Einstellung des Routingprofils achten. Je nach Eigenschaft der gerade befahrenen Wege stelle ich "Tourradfahren" oder "Mountainbiking" ein. keine Testmöglichkeit + -
Herzfrequenzanzeige Ich nutze den Garmin Brustgurt wegen optimaler Abstimmung mit dem GPS-Gerät. Funktioniert problemlos, keine Aussetzer, Puls wird in GPX-Datei zur späteren Auswertung abgespeichert entfällt + -
Fahrradhalterung Halterung für das Gerät ok.

Befestigung am Lenker:
2 Kabelbinder, die auch bei starkem Anziehen nicht verhindern, dass man die Halterung per Hand verschieben kann. Bei Radfahren auf dem Radweg mag das noch halten, aber bei einer sehr holprigen MTB-Strecke?? Warum keine Schelle analog 60er?
Hier ist eine Verbesserung sinnvoll.
Halterung für das Gerät ist sehr gut.

Befestigung am Lenker:
Schelle, die mit Schraubenzieher fest angezogen wird.
Absolut sicherer, rutschfester Halt.

Sehr gut.
-- ++

Feststellungen zum Etrex 30:

Das Etrex 30 verfügt bei den für mich wichtigen Funktionalitäten über viele gleiche oder ähnliche Funktionen wie das GPSMap62s. Auch der GPS-Empfang und die Aufzeichnungsgenauigkeit ergaben bei meinen Tests das gleiche Niveau wie beim 62s.
Das Gerät ist gegenüber dem etwas klobig wirkenden 62s deutlich kompakter und handlicher.

Warum kommt das Etrex nicht für mich in Frage?
Aufgrund der handlichen, kompakten Bauweise ist das Display kleiner wie beim 60s. Dies erschwert m. E. das Ablesen vom Fahrradlenker.
Im Gegensatz zum 62s befinden sich die meisten Bedienknöpfe seitlich am Gerät, ausser einem Element, das ähnlich in der Art eines "Steuerknüppels" funktioniert. Dadurch ist m. E. die Bedienung des am Fahrradlenker befestigten Gerätes nicht mehr so komfortabel vorzunehmen. Dies ist jedoch mein persönliches Empfinden und natürlich auch eine Frage der Gewohnheit.

Für Wanderer sollten meine oben aufgeführten Argumente nicht zutreffen, insoweit halte ich das Etrex 30 aufgrund seiner kompakten Bauweise und einer ähnlich guten Funktionalität wie beim 62s für das Wandern gut geeignet, zumal auch preislich ein nicht unwesentlicher, günstigerer Abstand zum 62s besteht.

Ich bin nun am Ende meines Testberichts angelangt. Alle meine Aussagen habe ich nach persönlichem Empfinden und Ermessen getroffen und mich von den für mich wichtigen Funktionalitäten eines Offroad-Navigationsgerätes leiten lassen. Insoweit bin ich kein Werbepartner von Garmin, sondern ein Garmin-Nutzer, der seine praktischen Erfahrungen gerne an andere Garmin-Nutzer weitergeben möchte.

Schlussbemerkung (Stand Juli 2018):

Wie man unschwer erkennen kann, ist dieser Bericht schon etwas in die Jahre gekommen. Ich lasse diesen trotzdem im Netz, da bestimmte grundlegende Bemerkungen weiter Güligkeit besitzen.
Ich möchte jedoch nicht versäumen, die Nachfolgemodelle des 62s und des Etrex zu zeigen:


               GPSMap64s                                          Etrex20                                 Etrex30           Etrex35 Touch Fahrrad   


Wenn Sie auf die Bilder klicken, gelangen Sie zu dem jeweiligen Navi bei Amazon, können es dort genau anschauen und natürlich ggfs. auch dort kaufen.